Das obligatorische Duschen in der Schule
Auch zu Beginn meiner Primarschulzeit gab es Familien, die weder über ein Badezimmer noch eine Dusche verfügten. Auf Bauernhöfen machte man sich etwas Wasser heiss und verzog sich in den Stall, wo es auch im Winter warm war und wo man etwas Privatsphäre hatte. Darum hiess es in der Schule: "Am Samstag wird geduscht!"
Deshalb war bei uns bis etwa 1965 das Duschen in der Schule obligatorisch, um ein Minimum an Hygiene zu gewährleisten. Ausser bei Personen, die in schmutzigen Umgebungen arbeiten mussten, galt, dass mindestens einmal pro Woche geduscht werden sollte. Das passierte dann in der Schule auch am Samstag, also auf das Wochenende hin (ja, wir hatten am Samstagmorgen noch Schule).
Getrennt nach Mädchen und Buben ging es also in die Dusche der Garderoben. Der Unterstufenlehrer Ha.B. wachte dabei streng darüber, dass wir uns auch gründlich wuschen. Benutzt wurde eine Stück Seife und allenfalls, wenn man es sich leisten konnte, ein Shampoo. Duschgel, wie wir es heute meistens verwenden war damals noch unbekannt. Am Schluss mussten wir alle in eine Reihe stehen und uns als Abhärtung kalt abduschen. In den meisten Fällen spritze uns Ha.B. dann mit kaltem Wasser aus einem Schlauch ab. Je nach Sympathie für den Schüler geschah dies etwas länger oder kürzer. Ebenso hing es von der Person ab, welche Körperteile besonders mit dem Strahl anvisiert wurden.....
Erst immer mehr Neuzuzüger in der Gemeinde stellten dann das ganze Prozedere in Frage. Erst nach einer Umfrage, wer denn zu Hause sich mindestens mit warmem Wasser waschen könne, entfiel das Obligatorium.
Auch erinnere ich mich daran, dass die Duschen am Samstagnachmittag auch für Erwachsene geöffnet wurden, damit auch diese Gelegenheit hatten, die Körperhygiene wahrzunehmen.