Impfen am Laufmeter
Nein, das bedeutet nicht, dass wir gegen alles Mögliche geimpft wurden. Vielmehr geht es darum, wie wir in der Schule geimpft wurden. Als ich dies im Geschäft jüngeren Kolleginnen und Kollegen erzählte, zweifelten diese wohl ernsthaft an meiner geistigen Gesundheit.
Es gab obligatorische Impfungen, die in der Schule durchgeführt wurden. Ein älterer Landarzt legte dazu eine grosse Glasspritze mit Nadeln, die man heute wohl eher als Kanülen bezeichnen würde bereit. Dann entzündete er einen kleinen Spiritusbrenner, zog die Spritze mit dem Impfstoff auf und los ging es.
Alle (!) Schüler der Ober- oder Unterstufe, also je rund 30 Kinder stellten sich in einer Reihe auf. Eines nach dem anderen zog am Arzt vorbei und erhielt die Impfung, meist in den Arm. Nach jedem Stich desinfizierte der Arzt die Nadel kurz, indem er sie für eine knappe Sekunde in die Flamme des Spiritusbrenners hielt. Dann war der oder die Nächste dran. Es mag sein, dass ich mich täusche, jedoch hatte ich das Gefühl, dass die Nadelspitze für die hinten in der Reihe nicht mehr ganz so spitz war, wie für diejenigen vorne.
Heute, da selbst Scheren in Arztpraxen "einweg" sind, ist das kaum noch vorstellbar.
Auch die Form der Impfungen veränderte sich.
Als kleiner Junge, ca. vier Jahre alt, erhielt ich die Impfung gegen Kinderlähmung oder Polio als Spritze in den Oberschenkel. Später gab es einen Würfelzucker mit dem Impfstoff. Als dann auch der Zuckergenus pfui wurde, reduzierte sich die Impfung dann auf einen Schluck aus einem kleinen Plasticbecher (diesmal Einweggeschirr).