Jedes vierte Kind stirbt

Die Rede ist hier nicht von fernen Ländern oder Kriegsgebieten, sondern von der ländlichen Schweiz anfangs des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich starb etwa jedes vierte Kind oder jeder vierte Jugendliche vor dem Erreichen des 18. Altersjahrs.

Die Bedrohungen waren gross: Infektionen, mangelnde Hygiene, fehlende medizinische Behandlungsmöglichkeiten und Krankheiten stellten eine grosse Bedrohung für die Bevölkerung dar.
Im Jahr 1905 geboren und dann Zivilstandsbeamter wusste mein Vater hier viel zu erzählen.

Er zeigte mir einmal einen Eintrag in einem Familienregister einer Familie. Eingetragen unter den Geburten waren drei Knaben mit dem Namen "Hans". Die beiden ersten starben als Kinder und erst der dritte Hans wurde erwachsen.
Interessant war, ohne dass ich mich an die Details erinnere, wie mein Vater sagen konnte, woran diese jugendlichen wahrscheinlich starben. Je nach Alter waren dies Scharlach, Typhus, Tuberkulose oder eine andere Krankheit.

Auch heute banale Infektionen konnten tödlich sein, da es noch keine wirksamen Antibiotika gab. Gefährlich war besonders das Leben auf dem Land: Verlorene Hufnägel der Pferde mit Mist, Stacheldraht an Weidezäunen, Stiche mit Mistgabeln etc. waren immer wieder Ursache für gefährliche Verletzungen und damit Infektionen.
Mein Vater drückte das einmal so aus: Wenn Du eine "Blutvergiftung" hattest, konntest Du Kamillenbäder nehmen und beten oder einfach hoffen, viel mehr lag nicht drin.

Ebenso gefährlich waren Parasiten, wie bspw. Bandwürmer, die man sich an schmutzigen Orten oder durch verseuchtes Tierfleisch einfing. Besonders entscheidend war, dass man die Fleischschau in den Metzgereien einführte, was schon recht früh geschah.

Entscheidend dafür, dass sich die Situation drastisch besserte waren sicher die verbesserte Hygiene, der Wegfall von Tieren im öffentlichen Bereich, aber auch ganz wesentlich die Verfügbarkeit von Antibiotika und Impfungen. 

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