Die ersten Radios
Radios ? Das ist doch etwas, das man früher benutzte, sooooooo altmodisch !
Sowohl mein Vater, wie auch mein Grossvater waren sowohl an Technik wie auch dem Geschehen in der Welt interessiert. Es mag auch sein, dass die Zeit des Ersten Weltkrieges ein grosses Bedürfnis nach Informationen weckte. So war meine Familie eine der ersten, die im Dorf einen Radioempfänger besassen.
Heute schmunzeln wir.
Die ersten Radios waren Detektorradios. Mit einer Nadel galt es, auf einem Kristall einen Sender, wenn möglich sogar den gewünschten zu finden. Das Ganze funktionierte nur mit Kopfhörern.
Von meinem Vater kenne ich die folgenden Anekdoten, die sich wahrscheinlich anfangs der Zwanzigerjahre so abspielten.
Wetterbericht:
Mein Vater hörte jeden Tag den Wetterbericht und schrieb ihn dann nieder. Diesen Zettel heftete er an ein Anschlagbrett an der "Hütte" (Milchsammelstelle), wo nahezu alle Leute des Dorfes vorbeikamen. Besonders die Bauern hätten oft diesen Wetterbericht studiert, um zu entscheiden, ob das Wetter wohl für die Feldarbeit, besonders das Heuen günstig sei.
Du spielst die Musik etwas zu langsam
Mein Vater zeigte einem Bauern, der nebenbei auch selbst Musik spielte, einmal ein solches Radio, als gerade Ländlermusik lief.
Er fragte nun diesen Musikanten, wie ihm denn die Musik so gefiele (zumindest das, was man neben dem Rauschen und Kratzen hören konnte. Die Antwort habe ihn zum Schmunzeln gebracht: "Wäisch Max, das isch scho guet. Es isch scho rächt, wie Du die Musig spillsch. Nur, echli schnäller müestisch si aber scho schpille!"
("Weisst Du Max, es ist schon gut. Du machst das richtig. Aber etwas schneller solltest Du die Musik dann schon spielen.")
Lüg mich nicht an!
Voller Stolz zeigte mein Vater einem Dorfbewohner die Empfangsantenne im Garten. Das war ein rund zehn Meter langer Draht, der zwischen mehreren Holzstangen (Bohnenstickeln) gespannt war. Dieser Mann habe sich dann zwar beeindruckt vom Radioempfang gezeigt, hätte meinem Vater aber nicht geglaubt, dass die Musik da "so einfach durch die Luft komme". "Muesch mer doch kän Säich agee Max. Wotsch mehr doch nüd verzelle, das die Musig da vo Züri dur d'Luft zu Dir dahere chunt. Du häsch doch irgendwo en Traat vergrabe, wo uf Züri gaat!"
("Du musst mir doch keinen Blödsinn erzählen, Max. Du willst mir doch nicht angeben, dass diese Musik da einfach durch die Luft von Zürich zu Dir kommt. Irgendwo musst Du doch einen Draht vergraben haben, der von Zürich nach hier führt!")