Die ersten Autos und deren Bedeutung für ein ganzes Dorf
Diese Schilderungen überlieferte mir mein Vater. Dabei geht es um die Jahre kurz vor oder nach dem Weltkrieg (dem ersten !) und die frühen 50er Jahre.
Autos mit Kettenantrieb oder warum Autobesitzer eine wichtige Rolle im Dorf spielten.
Das erste Auto, an das sich mein Vater erinnerte gehörte einem Tierarzt aus Turbenthal. Statt eines Getriebes hatte das Ungetüm einen Kettenantrieb und der Schalthebel befand sich auf der Aussenseite der Karosserie. Es sei ganz einfach gewesen, zu merken, wann der Tierarzt ins Dorf kam. Das Auto sei mit dem Antrieb so laut gewesen, dass man es hörte, wenn der Tierarzt in Turbenthal (etwa drei Kilometer entfernt) über die Holzbrüche fuhr. Hupen waren also nur beschränkt notwendig.......
Wartung
Das erste Auto, an das ich mich erinnere, war unser Opel Kapitän. Er war schon damals nicht mehr der Jüngste, verfügte über lediglich drei Vorwärtsgänge mit Schalthebel am Lenkrad, eine durchgehende Vorderbank (also mit drei Plätzen vorne) und ihm ging bergauf ab und zu der Schnauf aus. Als wir einmal nach Flims in die Ferien fuhren, schleppten wir hinter uns im Aufstieg Richtung Flims eine riesige Kolonne hinter uns her, fast peinlich .....
Der Wagen musste alle 5'000km in den Service, heisst Ölwechsel und Schmieren. Können Sie sich heute ein Auto ohne Klimaanlage vorstellen ?
Die Wichtigkeit eines Autobesitzers im Dorf
Wohl wegen der Post und weil er ab und zu an auswärtige Veranstaltungen musste, besass mein Vater früh ein Auto. Das Folgende bezieht sich auf die 40er und 50er Jahre.
Solidarisch, wie man damals war, kam das dem ganzen Dorf zu nutzen. So fragten immer wieder Personen aus dem Dorf, ob man ihnen nicht eine Besorgung in der Stadt machen könne oder sie zum Arzt ins Nachbardorf fahren könne (das nur, wenn man die 4 Kilometer nicht zu Fuss machen konnte). Notfalleinsätze gab es bei Geburten oder akuten Krankheiten. Mein Vater erzählte mir, dass er nahezu jede Schwangere im Dorf ins Spital zur Geburt fuhr oder - damals schon nicht mehr so häufig - die Hebamme für eine Hausgeburt abholte und zur Gebärenden brachte. Dieses "einander Helfen" war damals völlig selbstverständlich und wenn man sich so ein Gefährt leisten konnte, dann trug man damit auch etwas zur Gesellschaft bei.