Mehr Taschengeld dank Kirchtum, Feuerwehr und Luftwaffe
Eine eher ungewöhnliche Kombination. Aber sie brachte mir mit ca. 17 Jahren während einer guten Woche deutlich mehr Taschengeld ein. Wie, das lesen Sie hier.
Zuerst einige Erklärungen:
Feuerwehr
Da viele Leute unseres Dorfes tagsüber auswärts arbeiteten, war der Bestand der Feuerwehr wichtig, um auch tagsüber einsatzbereit zu sein. Deshalb mussten alle männlichen Jugendlichen ab dem 16. Altersjahr in die Feuerwehr, so weit so gut.
Falls Sie sich nun hochmoderne Ausrüstung, Atemschutz und schöne rote Autos vorstellen, dann liegen Sie daneben.
Wir verfügten über zwei oder drei eisenbereifte Schlauchwagen, wie Sie sie hier sehen und die von Hand gezogen wurden. Jeder dieser Wagen war mit zwei Strahlrohren, einer Asbesthaube und zwei Asbesthandschuhen versehen. Daneben gab es Holzleitern (was Sinn macht), ein Elektrocorps zur Stromfreischaltung von Gebäuden, eine Sanitätsgruppe und natürlich das Kommando.
Als persönliche Ausrüstung wurde uns ein alter Militärhelm (schwarz gestrichen mit Kantonswappen auf de Vorderseite), ein gegen Feuer imprägnierter Kittel und ein Stoffgurt abgegeben.
Erst später kam dann eine Motorspritze dazu und mit ausrangierten pneubereiften Schlauchwagen der Berufsfeuerwehr Zürich modernisierten wir uns weiter.
Ausrüstungsmässig waren wir also "ziemlich von gestern", ausbildungsmässig ebenso. Trotzdem gelang es der Dorffeuerwehr bei den wenigen Bränden, Tiere und Gut zu schützen. Das hatte man vor allem beherzten Feuerwehrleuten zu verdanken, die sich ins Feuer stürzten um Tiere oder landwirtschaftliche Maschinen zu retten. Wer schon einmal in der Nähe eines Brandes war, weiss, dass es dazu sehr viel Mut und Überwindung braucht.
Nun aber zum Thema!
Unsere Kirche wurde mit einer Brandmeldeanlage ausgerüstet, die bei einem Anspringen direkt die Alarmsirene auslöste. Gleichzeitig leuchtete eine Kontrolllampe, die man schon von weitem sah und zeigte, dass diese Anlage für den Alarm verantwortlich war.
Wir hatten Schulferien und ich war also zu Hause. Eines schönen Tages riss uns die Alarmsirene aus unseren Gedanken: Also Helm, Kittel und Gurt holen, feste Schuhe anziehen und losgesprintet. Bald sah man, dass der Alarm aus der Kirche kam.
Man suchte die ganze Kirche ab, fand nichts Verdächtiges und sah, dass der Sensor im Kirchenturm den Alarm ausgelöst hatte. Also Fehlalarm, gut! Der Kommandant hiess uns zu warten, bis der Fourier die Namen aller Anwesenden aufgenommen hatte, schliesslich hatten wir bei einem Ernstfalleinsatz unseren Sold zu Gute; etwa 30.- Franken, wenn ich mich recht erinnere.
Helm, Jacke, Gurt und Schuhe wieder versorgt, normaler Tagesablauf.
Ein, zwei Tage später, genau das Gleiche wieder: Lossprinten, Fehlalarm, Namen notieren lassen ....
Wieder ein, zwei Tage später ....... Sie ahnen es bereits. Mein Nachbar sowie Freund und ich versorgten von da an die Ausrüstung nicht mehr, sondern hängten sie gleich im Ausgang auf, so dass es schnell ging.
Die Herstellerfirma der Anlage tauschte den Sensor aus, wir rannten wieder .... Ich denke mir, dass ich dabei rund 200.- verdiente, für mich damals ein Riesenbetrag.
Dann wurde es den Verantwortlichen zu bunt und der Turmsensor wurde aus dem System herausgenommen.
Es blieb aber die Frage, warum immer der gleiche Sensor den Alarm auslöste, obwohl alle Quellen für Rauch, bspw. eine nahe Bäckerei, ausgeschlossen werden konnten. Interessant war auch, dass die Alarme immer zur gleichen Tageszeit, nämlich um ca. 16 Uhr erfolgten. Ein Mysterium!
Kommissar Zufall kommt zu Hilfe
Unser Feuerwehrkommandant traf sich mit einem Kollegen, ebenfalls von der Feuerwehr, in einem Restaurant in Dübendorf, das damals der Militärflugplatz der Schweiz war. Selbstverständlich erzählte unser Kommandant die Geschichte und beantwortete Fragen seines Gegenübers. An einem Nachbartisch schien sich plötzlich ein Mann sehr für das Gespräch zu interessieren und so kamen die drei in ein Gespräch. Der FRemde stellte sich als Mitarbeiter des Flugplatzes vor und stellte einige Fragen, eher zum Erstaunen unseres Chefs. Irgendwie wurde eine Landkarte hervorgezaubert und der Militärangehörige zog eine Linie von Dübendorf zu einem Hügel im Tösstal, der Schmidrüti. Interessanterweise führte diese Linie genau über die Kirche Wildberg. Hmmmm.....
Dazu muss (und heute darf man es) wissen, dass die Armee auf der Schmidrüti eine Fliegerabwehrlenkwaffenstellung Typ Bloodhound betrieb. Der Fremde interpretierte die Geheimhaltungsvorschriften wohl etwas weit und informierte den Kommandanten, dass die Armee eine Richtstrahlverbindung zwischen Dübendorf und der Lenkwaffenstellung betrieb und dass diese Verbindung jeweils um etwa 16 Uhr jeweils gekappt würde, die Alarmierung würde dann anders sichergestellt. Interessant !
Diese Information ging dann zum Hersteller der Brandmeldeanlage und tatsächlich. Der "Schaltimpuls" der Funkverbindung löste jeweils den Sensor aus. Man tauschte den Sensortyp und voilà, das Problem war behoben.
Das war dann das Ende meines Zusatzeinkommens. Allerdings spielte das dann keine grosse Rolle mehr, da meine Ferien eh zu Ende waren.
Heute lächeln wir darüber. Allerdings zeigt es auch, mit welchen Problemen schon früher und viel mehr noch heute, Anbieter von elektronischen Komponenten mit Störsignalen zu kämpfen haben. Oft wird heute der Grossteil einer Schaltung benötigt, um solche unerwünschten Einflüsse herauszufiltern.